Die Szene des Spiels, vielleicht sogar des Wochenendes, endete aus Meppener Sicht äußerst negativ. Mit dem 1:2, dem Beginn einer Aufholjagd und dem Verlust von zwei Punkten. Nur: wer war schuld? Hätte Jena fairer spielen müssen, oder Nico Granatowski den Ball auf die Tribüne donnern müssen? In der Redaktion waren wir uns uneins. Deshalb: Pro und Contra.

Eine folgenschwere Dummheit

Wir brauchen nicht darüber diskutieren, ob die Aktion von Eismann unsportlich war oder nicht. Da kann es keine zwei Meinungen geben. Dass sich die Jenaer Verantwortlichen dann auch noch nach dem Spiel hinstellen und in peinlicher Art und Weise rumdrucksen, setzt dem Ganzen die Krone auf. Das ändert nichts daran, dass wir selbst Schuld sind, in grob fahrlässiger und dummer Weise am Samstag zwei Punkte verschenkt zu haben.

Granatowski hat in der Szene zwei Möglichkeiten. Entweder er spielt weiter, oder er drischt die Kugel ins Aus. Auf keinen Fall aber darf er mit dem Ball am Fuß das Spielen einstellen, schon gar nicht in zentraler Position quasi als letzter Mann. Das lernt man in der E-Jugend. Die Spieler sind ohnehin vor der Saison nochmal darauf hingewiesen worden, dass bei angeblichen Verletzungsunterbrechungen einzig und allein der Schiedsrichter entscheidet, ob das Spiel unterbrochen werden soll. Ein Pfiff war in der Szene nicht erkennbar.

Jena ist Tabellenletzter, lag nach 55 Minuten 0:2 gegen den „Abstiegskandidaten Nummer 1“, wie gerne vor der Saison propagiert wurde, zurück und spielte einfach nur schlecht. Auf gar keinen Fall möchte ich Verständnis für Eismanns Verhalten entwickeln, aber dass ihn in der Situation Fair Play nicht weiter interessierte, überrascht mich nicht sonderlich. Wie sich mein Gegner verhält, kann ich als Spieler nicht steuern, mein eigenes Verhalten aber schon.

Die Dummheit war folgenschwer: Ein klinisch toter Gegner ist durch den Anschlusstreffer wieder zum Leben erweckt worden, während wir bei jeglicher Wut und jeglichem Hadern vergessen haben, weiterhin Fußball zu spielen. Dass Jena am Ende den Ausgleich erzielt war angesichts des Spielverlaufs nicht nur erwartbar, sondern auch irgendwo nicht unverdient. Aber es war halt vollkommen unnötig, denn ohne besagte Szene aus der 57. Minute schießt Jena im Leben kein Tor. Immerhin dürfte Granatowski solch ein Fauxpas nicht nochmal passieren.

H.N.

Sei kein Arschloch

„Schlaf eine Nacht drüber“, lautet ein Grundsatz meiner Mutter, aus dem Potpourri eines kleinstädtischen Wertekanons, der auch Dinge enthält wie „Was du nicht willst, was man dir tut, das füg‘ auch keinem anderen zu“, oder „Kleine Sünden bestraft der liebe Gott zuerst“. Kurz gesagt: sei einfach kein Arschloch.

Auf dem Fußballplatz wird zugegebenermaßen – und Gott sei dank! – weniger Wert auf christliche Normen gelegt. Aber worauf sich seit Kindertagen alle geeinigt haben, sind gewisse Regeln des FairPlays und der Grundsatz, das Spiel zu unterbrechen, wenn sich einer verletzt hat. Soweit ich weiß, gilt das noch immer.

Genau das geschah gestern in Jena. Ein Jenaer Spieler bleibt verletzt liegen, windet sich, nach mehreren Passstationen hält Nico Granatowski den Ball an. Was dann geschieht, ist mittlerweile in jedem Medium und in jeder Kommentarspalte zu sehen und zu lesen. Sören Eismann läuft als Einziger weiter, stiehlt den Ball, läuft aufs Tor zu und trifft zum 2:1.

Es gibt gleich mehrere Dinge in diesem Moment, die den FairPlay-Gedanken mit Füßen treten.
1.) Während alles anhält, beginnt Granatowski eindeutig mit dem heraneilenden Eismann zu kommunizieren, inklusive Augenkontakt. In diesem Moment, und auf den darauffolgenden 25 Metern, hätte Eismann genügend Gelegenheit gehabt, um über sein Handeln nachzudenken.
2.) Dem Kapitän sollte nicht mehr Spott entgegengebracht werden als unbedingt nötig. Was ich mich aber frage: wo sind eigentlich seine zehn Mitspieler inklusive Trainerbank? Haben die alle jeglichen Sinn für das FairPlay verloren? Es gibt genügend Beispiele, in denen anschließend die benachteiligte Mannschaft beim Wiederanpfiff aufs Tor stürmen durfte, um den alten Abstand wiederherzustellen.
3.) Allen – außer Eismann – ist klar, warum Granatowski den Ball stoppt und nichts macht. Wegen eines verletzen Spielers. Wegen des FairPlays. Zugunsten Jenas. Der SVM erhielte durch eine Spielunterbrechung keinen Vorteil. Warum der Schiedsrichter, der als einziger das laufende Spiel unterbrechen darf, hier nicht laut Regelwerk auf eine verzögerte Spielunterbrechung nach dem Zweikampf entscheidet, bleibt mir schleierhaft.

Ich habe auf meine Mutter gehört, eine Nacht darüber geschlafen, und halte es immer noch für besser, kein Arschloch zu sein. Oder um hier mit dem Satz einer anderen Mutter zu enden: Dumm ist der, der dummes tut.

T.A.

 

Bild: Screenshot mdr.de

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