Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt? Nur drei Tage nach dem famosen Derby-Sieg über den VfL gehen wir in Unterhaching mit 0:4 baden. Soll man das Gastspiel im tiefsten Süden jetzt schulterzuckend abhaken, oder doch in Panik ausbrechen? Weder noch, es ist ein enorm wichtiger Warnschuss.
Es gibt sie eben, diese rabenschwarzen Tage. In denen du – gerade als Aufsteiger – in einer 38 Spiele langen Saison nicht wie ein Uhrwerk immer und immer die gleiche Leistung abrufen kannst. Na klar hat die vergangene Woche ihre Spuren hinterlassen. Eine weite Anreise nach Jena. Ein Spielverlauf, über den tagelang auf der ganzen Welt diskutiert wurde. Einen Derby-Sieg, auf den wir 25 Jahre warten mussten. Eine Anreise per Flugzeug durch das ganze Land. Das schlaucht.
Unkonzentrierte Spielweise
Nichtsdestotrotz muss man nach einer solch herben Niederlage gegen einen von Verletzungsproblemen gebeutelten Mitaufsteiger auch den Finger in die Wunde legen dürfen. Denn irgendwie wirkte das Team – nicht unbedingt von Beginn an, aber spätestens ab der zehnten Minute – unheimlich unkonzentriert und fahrig in den eigenen Aktionen.
Beim 0:1 kann die Situation schon nach dem abgeblockten Hain-Versuch geklärt werden. Doch Haching ist wacher, kriegt den zweiten Ball und bringt die Flanke, bei der sich Vrzogic dann auch noch kapital verschätzt. Beim 0:2 hebelt ein (toller) Bigalke-Pass die ganze Abwehr aus und Jesgarzewski realisiert den (guten) Laufweg von Dombrowka nicht rechtzeitig. Beim 0:3 kann der 1,78 Meter große Hain nach einem Freistoß unbedrängt einköpfen, während vier Meppener um ihn herum stehen. Beim 0:4 lässt man sich dann zur Krönung noch auskontern.
Mehr als die halbe Liga steckt im Abstiegskampf
Vielleicht war das heute ja auch der nötige Warnschuss zur richtigen Zeit. Dass man gegen keinen Gegner in dieser Liga auch nur ein paar Prozente weniger geben darf. Das beweisen ja auch die anderen Ergebnisse des heutigen Tages. Platz zehn nach zehn Spielen ist vermutlich mehr, als die meisten vor der Saison erwartet haben. Doch beim Blick auf die Tabelle sieht man schnell, wie verflucht eng diese Liga ist. Stand Samstagabend kommt der ruhmreiche KSC am nächsten Wochenende als Schlusslicht nach Meppen. Mit einem Sieg gegen Erfurt am Sonntag, kann der KSC theoretisch bis auf den neunten (!) Platz klettern.
Es zeigt: Ausruhen geht nicht. Der Abstiegskampf beginnt bei Hansa Rostock auf dem achten Platz.
H.N.
Foto: menkyyry