Als Neuzugang hat sich Steffen Puttkammer perfekt beim SV Meppen eingefügt. Nach einem Riss des Außenbandes kämpft sich der Defensivmann gerade zurück in die Mannschaft. Wir haben mit ihm gesprochen.
Steffen, normalerweise ist diese Frage ja verpönt, bei dir aber mehr als angebracht: Wie geht es dir?
PUTTKAMMER: Ganz gut, vielen Dank. Ich habe in den letzten Wochen seit dem Bänderriss in Unterhaching ganz schön geschuftet. Jetzt steht das finale MRT an, dann werden wir sehen, ob die Verletzung nach Plan ausgeheilt ist. Es fühlt sich gut an und ich hoffe, dass ich ab der nächsten Woche wieder vorsichtig auf dem Rasen stehen darf.
Wie müssen wir uns deinen Alltag nach der Verletzung vorstellen?
PUTTKAMMER: (lacht) Vom Ergometer geprägt. Jeden Tag habe ich meist zwei Trainingseinheiten geschoben, vor allem auf dem Fahrrad und im Kraftraum. Eine Verletzung hat also auch seine guten Seiten, ich konnte mal wieder mehr an den Gewichten arbeiten, ohne einen Muskelkater am Spieltag zu befürchten. Und immer wieder hat unser Co-Trainer Daniel Vehring nach mir geschaut und spezielle Stabilisationsübungen mit mir ausgeführt.
Lass uns einen Schritt zurückgehen. Im Sommer bist du zur Mannschaft gestoßen. Wie war dein Beginn beim SV?
PUTTKAMMER: Großartig, ich war froh zu so einer homogenen Truppe zu stoßen, die von der Kameradschaft lebt. Von Anfang hatte ich ein gutes Gefühl.
»Die Gespräche mit Heiner Beckmann haben mich tief beeindruckt«
Du bist auch wegen der Familie gern wieder nach Niedersachsen gekommen. Gab es sonst eigentlich noch einen Punkt, der für den SV sprach?
PUTTKAMMER: Natürlich! Abgesehen davon, dass ich Christian Neidhart und Max Kremer bereits kannte, haben mich die Gespräche mit unserem Sportvorstand Heiner Beckmann tief beeindruckt. Er hat sich dafür interessiert, wer vor ihm sitzt, der wollte mich wirklich kennenlernen. Wollte wissen, ob meine Persönlichkeit auch zur Mannschaft passt. Ehrlich gesagt, hatte ich zur gleichen Zeit auch andere Angebote, sowohl aus dem Ausland als auch aus der dritten Liga.
Und jetzt bist du in Meppen.
PUTTKAMMER: Richtig, jetzt bin ich in Meppen. Als wir uns die erste Pleite in Münster abgeholt hatten, da habe ich befürchtet, dass die Leute nicht mehr kommen. Dass wir die Euphorie vielleicht verspielt hätten. Und dann kommen wir im nächsten Heimspiel aus der Kabine, und erleben diese Stimmung. Da wusste ich: alles richtiggemacht.
In letzter Zeit wurde vor allem der Mannschaftsgeist hervorgehoben. Wie hast du das aufgenommen?
PUTTKAMMER: Das habe ich beim ersten Gang in die Kabine bemerkt. Da sitze ich neben Martin Wagner und Marius Kleinsorge und fühle mich pudelwohl – Grüße gehen raus. Jeder, der neu kommt, muss sich erst einmal anpassen. Aber die Jungs haben es mir einfach gemacht.
Im letzten Jahr hat die Mannschaft viele Teambuildingmaßnahmen gemacht und sich verschiedene Ziele gesetzt. Gab es das dieses Jahr auch?
PUTTKAMMER Ja, tatsächlich. Wir haben uns vor der Saison in kleinen Gruppen zusammengesetzt, Ziele für die Saison überlegt und vor der gesamten Mannschaft vorgestellt. Daraus ist ein kleiner Kodex entstanden. Und auch ein Leitspruch, dass wir zwar eine kleine Stadt, aber auch ein großes Team sind. Der wird demnächst über der Kabinentür hängen. Und dann war da noch diese Kabinenparty …
Ja?
PUTTKAMMER: … Ach, besser reden wir darüber nicht detaillierter.
»Die Dreierkette wird eine gute Alternative bleiben«
In deinem ersten Ligaspiel – gegen Würzburg – hat der Coach noch mit Dreierkette gespielt. Wieso ist das zurzeit kein Thema mehr?
PUTTKAMMER Das stimmt, in den Testspielen gegen Twente und Utrecht hatte das System gut funktioniert. Danach sind wir wieder aber in das altbewährte 4-2-3-1 übergegangen, mit dem wir etwas besser zurechtkamen. Ich glaube trotzdem nicht, dass die Dreierkette schon ad acta gelegt wurde. Sie wird eine gute Alternative bleiben.
Gegen Würzburg hast du als Abwehrchef gespielt. Zuletzt warst du im defensiven Mittelfeld unterwegs. Welche Rolle gefällt dir besser?
PUTTKAMMER: Zentral in der Dreierkette fühle ich mich schon sehr wohl, das habe ich auch in Magdeburg häufig gespielt. Der Coach kennt mich und weiß, dass ich auch im Mittelfeld spielen kann. Zusammen mit Thilo, dem Linksfuß, hat das bisher sehr gut funktioniert.
Du blickst auf zahlreiche Einsätze in der 3. Liga zurück und gehörst mit 29 Jahren auch sonst zu den erfahrenen Spielern. Wird von dir eine Führungsrolle erwartet?
PUTTKAMMER: Mit Gebo, Vido, Thilo und Martin haben wir, denke ich, ein tolles Korsett. Aber natürlich will ich die Verantwortung annehmen und unser Spiel mitlenken. Aber bei uns, da kann sich jeder sicher sein, wird es eh nie eine One-Man-Show geben. Meppen, das ist nie allein, das ist immer Miteinander.
»Meppen, das ist noch wahrer Fußball«
Hast du eigentlich schon den Mythos Meppen erlebt?
PUTTKAMMER: Mythos?
… dass der SV Meppen eben doch anders ist, als all die anderen Vereine.
PUTTKAMMER: Ich habe nach dem Spiel gegen Magdeburg ganz viele Nachrichten aus dem Auswärtsblock bekommen. Die waren alle so begeistert von der Stimmung, die hier herrscht und wollen unbedingt nächstes Jahr wiederkommen. Meppen, das ist noch wahrer Fußball, habe ich gelesen. Meppen, das ist Fußballromantik. Ich glaube, das trifft es.
T.A.