Der SV Meppen will im Heimspiel gegen die Braunschweig die Nordtribüne nicht freigeben. Der Verein begründet das mit Sicherheitsbedenken. Aber ist das überhaupt richtig?

Besondere Anlässe erfordern besondere Maßnahmen. Drei Jahre ist hier nichts passiert, heute wird es mal wieder allerhöchste Zeit.

Der eine oder andere Nordtribünen-Dauerkarteninhaber dürfte sich am Freitagmorgen gewundert haben, als er in sein E-Mail-Postfach geblickt hat (wer nicht, möge vielleicht mal in seinen Spam-Ordner schauen…). Post vom SV Meppen, mit einer pikanten Anmerkung zum Spiel gegen Eintracht Braunschweig. „In Abstimmung mit den sicherheitsrelevanten Behörden werden uns leider zu diesem Spiel keine Heimstehplätze auf der ExxonMobil-Tribüne zur Verfügung stehen“, hieß es da. Als Grund wurde zudem die zu erwartende hohe Kartennachfrage aus Braunschweig angegeben. Dauerkarteninhaber auf der Nord könnten aber in den kommenden Tagen ihre Karte auf einen anderen Platz im Stadion umbuchen. Unterzeichnet war die Mail von Geschäftsführer Ronald Maul.

Die Aufregung war flugs recht groß. Sollten etwa deutlich mehr als die üblichen 10 Prozent des Gäste-Kontingents nach Braunschweig gehen, damit die Eintracht – die sich noch im Aufstiegskampf befindet – womöglich am vorletzten Spieltag eine Party feiern kann? Oder waren es wirklich Sicherheitsbedenken, die zu dieser zunächst einmal seltsam anmutenden Entscheidung führten? Aber falls ja – warum sollte die komplette Nordtribüne als Pufferblock dienen (müssen)?

Ein kurzer Anruf bei der Polizei genügte, um eine Erläuterung zu bekommen. Dort sei man dem Vernehmen nach nicht sonderlich erfreut gewesen über den expliziten Hinweis der angeblichen Abstimmung mit den „sicherheitsrelevanten Behörden“. Die Polizei bestätigte sogar, dass die Entscheidung, die Nordtribüne für Fans des SV Meppen am 7. Mai zu sperren, „ausdrücklich auf Wunsch des Vereins“ gefallen sei. Wirklich sicher sei die Geschichte allerdings wohl noch nicht – denn auf der Geschäftsstelle war offenkundig schon am Freitagvormittag der Gegenwind spürbar. Überraschend!

Zusammengefasst: Der SV Meppen plant(e?), seine eigenen Fans, seine eigenen Zuschauer, seine eigenen Dauerkarteninhaber am 7. Mai von ihren gewohnten Stammplätzen zu vertreiben. Und zwar mit einer dreisten Lüge. Mit dem Ziel, offenbar das Stadion möglichst voll zu bekommen. Da stellt sich die Frage: Warum? Am vergangenen Samstag waren 8727 Zuschauer im Stadion, bei einem Spiel gegen Borussia Dortmund II, die mit 120 Personen im Gästeblock standen. 8727 Zuschauer, obwohl der SV Meppen eine miserable Rückserie spielt und mit den Leistungen der vergangenen Monate normalerweise den einen oder anderen Zuschauer verprellt haben dürfte. In wenigen Wochen ist die Ausgangslage gar weitaus ansprechender: Letzter Heimspieltag, ein attraktiver Gegner, Verabschiedungen von altgedienten Spielern und einem Co-Trainer, die den Verein am Saisonende verlassen (müssen), womöglich sonniges Wetter – bei dem die Nordtribüne unzweifelhaft gegenwärtig der beste Platz im Stadion ist. Aber die eigenen Fans, die sollen möglichst Platz machen für eine Braunschweiger Party. Der SV Meppen rollt den roten, ähm, blau-gelben Teppich aus. Dem Vernehmen nach, sollen über 3000 Tickets nach Braunschweig gehen (oder schon gegangen sein?). Verifizieren ließ sich das für uns nicht.

Leider passt diese Frechheit ins Bild, das der Verein auf vielen Ebenen in den vergangenen Wochen und Monaten abgegeben hat. Im Winter war die Stimmung so euphorisch wie lange nicht, das hatte sich zuletzt in Rekordgeschwindigkeit eingedämpft. Das lag nicht einmal nur an den schlechten Ergebnissen, sondern auch an schlechter Kommunikation mit Blick auf die Personalentscheidungen auf der Trainerbank oder auch bei Spielern, nicht zuletzt das mysteriöse Theater um Serhat Koruk.

Zwei Jahre lang konnten die Fans kaum ins Stadion, es wird immer und immer wieder von Vereinsseite betont, wie existentiell wichtig der eigene Anhang für den eigenen sportlichen Erfolg sei. Kaum jemand gab seine Dauerkarte zurück, forderte das Geld zurück, das während den Corona-Einschränkungen quasi wertlos wurde. Sollte es dafür nicht auch mal irgendwann eine Belohnung geben? Bislang ist nichts passiert – stattdessen wird nun versucht, die eigenen Anhänger von ihren Plätzen zu räumen. Mit einer Lüge.

Dieses Verhalten ist unprofessionell, peinlich, beschämend. Der Verein äußerte sich bereits am Freitagnachmittag mit einer Stellungnahme auf den eigenen Kanälen, sprach von „nicht korrekten Statements“. Der Ticketverkauf für das Spiel würde Anfang der Woche beginnen. Es werde noch geprüft – auch mit den „sicherheitsrelevanten Behörden“ – ob die Nordtribüne für die SVM-Fans gesperrt wird. In der Mail vom Freitagmorgen (die uns vorliegt) klang das allerdings noch anders – und wesentlich deutlicher. Es sollte aber bekannt sein, wie der Verein versucht hat, Profit aus möglichst vielen Braunschweigern zu schlagen. Sollte jemand nach diesen krassen Verfehlungen in Zukunft keine Lust mehr haben, den SV Meppen noch in der gewohnten Art und Weise zu unterstützen – es wäre nachzuvollziehen. Mit einer deutlichen Entschuldigung ist es nicht getan.

HN

Werbung

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s