Regionalliga-Reform jetzt? Warum das jeden Meppener interessieren sollte

Sechs Wochen sind vergangen seit DFB-Präsident Reinhard Grindel unseren Blogeintrag „Sehr geehrter Herr Grindel“ kommentiert und damit bundesweit für Aufsehen gesorgt hat. Nicht viel Zeit, aber mehr als genug, damit ein Ruck durch die Ultraszenen gegangen und der Druck auf den DFB gestiegen ist. Natürlich würden wir nie behaupten, dass unser offener Brief ein Anstoß für irgendetwas war, aber immerhin: es war das erste Mal nach langer Zeit, dass der DFB auf die Forderungen und Nöte von einfachen Fans einging.

Viel geschehen

Seitdem hat der Verband die Kollektivstrafen außer Kraft setzen lassen, während sich Ultras und Vereinsvertreter in Erfurt versammelten. Manch einer glaubt, dass sich die Fronten annähern. Die Chance auf einen Burgfrieden besteht. Andere sehen darin den maximalen Kampf um die Deutungshoheit von deutscher Fankultur. Wer die Äußerungen, und ihre Machart, des DFB-Vize Rainer Koch nach den jüngsten Vorkommnissen in Magdeburg kontrovers verfolgt hat, kann zumindest zu dem Schluss kommen, dass der DFB noch längst nicht klein beigegeben hat.

Trotzdem: es gibt erste Annäherungen. Wie z.B. im aktuellen Interview zwischen Grindel und Michael Welling, Präsident von RW Essen und Fürsprecher aller ambitionierten Regionalligisten.

„Wir reden im DFB intensiv über die Aufstiegsfrage“

Und jetzt? Eine Hauptforderung, ein echtes Anliegen, die dringend notwendige Reform der Regionalliga, will der DFB innerhalb weniger Wochen angehen. Dafür hatte zuletzt 11Freunde geworben, eine Petition gestartet und viele betroffene Vereine mit ins Boot geholt. Wenig verwunderlich, aber umso schöner, also, dass Reinhard Grindel im Interview sagt: „Wir reden im DFB intensiv über die Aufstiegsfrage. Wer sich mit dem Thema seriös beschäftigt, wird schnell erkennen: einen guten Konsens zu finden, ist schwierig. Grundsätzlich halte ich es für richtig, bei einer fünfgleisigen Regionalliga zu bleiben. Die regionale Struktur macht ihre Attraktivität für Zuschauer, Sponsoren und das Fernsehen aus. Wir wollen mit den Klubs im Rahmen von Regionalkonferenzen Optionen diskutieren. Dazu gehört auch ein Modell, das besser ist als die jetzige Regelung und fast alle Wünsche berücksichtigen würde.“

Wahnsinn! Nur, ist das der erhoffte Weg ins Paradies? Oder wird jetzt alles nur noch schlimmer?

Regionalliga. Das klingt für uns, die Fans des SV Meppen, nach grauer Vergangenheit. Nach Siegen in Egestorf/Langreder und Niederlagen gegen St. Pauli II. Warum damit jetzt also noch beschäftigen? – Weil es uns, den Verein, viel mehr betrifft, als wir es uns selbst eingestehen wollen. Denn genauso schnell wie wir über Nacht, aufgrund des einen, wundervoll metallklingenden Pfostenschusses in der 3. Liga standen, kann es wieder runtergehen. Und dann?

Vier Modelle

Laut Medienberichten sind vier Modelle vorstellbar, aber nur die ersten drei wären ab der kommenden Saison durchsetzbar. Wir wollen uns alle einmal genauer ansehen und Vor- und Nachteile darstellen. Denn schon jetzt steht fest: diese Reform ist eine Operation am offenen Herzen.

1. Die Staffelsieger steigen direkt auf. Die 3. Liga hat 5 Absteiger und wird auf 22 Vereine aufgestockt.

5 Absteiger – 5 Aufsteiger aus den Regionalligen. Endlich! Denn Meister müssen aufsteigen. Das ist die Hauptforderung, die es umzusetzen gilt. Jeder, der die fassungslosen Mannheimer, die Kölner und die Jungs aus Elversberg am Saisonende gesehen hat, weiß: so gehts einfach nicht! Mit fünf Auf- und Absteigern müsste zudem nicht einmal die zerbrechliche Regionalligastruktur verändert werden.
Aber die vier Spiele!, rufen Kritiker, wie z.B. Julian Koch von Liga3-online.de. Schon jetzt sei der Terminkalender der Drittligisten völlig überfüllt. Und vier Spiele extra? Das ginge zulasten der Qualität, der Gesundheit usw., zusammen mit den Pokalspielen könnten da um die 50 Spiele zusammenkommen. Wir aber glauben: vier weitere Spiele wären ein fairer Preis für mehr Gerechtigkeit. Und Landespokalspiele als Zusatzbelastung sind zumindest aus unserer Sicht, als Meppener, kein Argument. Wir scheiden eh in der zweiten Runde aus – Hand drauf! Für viele andere Regionalligisten mit verzweigteren Pokalen sieht das anders aus. Viel wichtiger: Zwar steigen fünf statt nur drei Teams ab, aber es sind eben mehr Mannschaften und die Chance eines Wiederaufstiegs würde nahezu verdoppelt werden.

2. 3 Staffelsieger steigen auf. 2 Teams spielen den vierten Aufsteiger aus. Es gibt 4 Absteiger aus der 3. Liga.

Dies hier ist, so hat sich Reinhard Grindel geäußert, ein beliebtes Modell des DFB. Und wir fassen uns an den Kopf. Na klar, das Modell ist irgendwie der größte Kompromiss aller Möglichkeiten. Aber Kompromisse sind manchmal eben nicht die beste Idee. Wer direkt aufstiegt, und wer nochmals spielen muss, entscheidet das Los bzw. eine vorgegebene Reihenfolge. Für die Vereine bedeutet das einen ungleichen Wettbewerb. Man stelle sich vor, der SV Meppen hätte ausgerechnet in seinem Meisterjahr nochmals spielen müssen, hätte – vielleicht wegen eines Pfostenschusses – verloren und wäre nicht aufgestiegen. Wo würden heute die prägenden Figuren des Meisterjahrs spielen? Wahrscheinlich nicht in Meppen. Und während die Mannschaft ihr Kunststück kein zweites Mal wiederholen kann, steigt im kommenden Jahr der VfB Oldenburg auf. Weil in diesem Jahr der Meister aus dem Norden direkt aufsteigt. Glück gehabt – oder eben: wer kann sowas wollen? Nein, diese Reform braucht klarere Ansätze.

3. Die Staffelsieger spielen in einem Fünferturnier die 3 Aufsteiger aus.

Auch diese Option wird vom DFB präferiert. Ein erstes Zeichen, das Modell kritisch zu durchleuchten. Das Turnier, so Grindel, sei ja auch aus marketingtechnischen Gründen attraktiv. Aha, der DFB, der zehn Jahre benötigte, um die 3. Liga erstmals zu vermarkten, schafft es kurzerhand die Aufstiegsspiele zu verkaufen? Warten wir mal ab.
Aber davon abgesehen: Wer nach vier Spielen über dem Strich steht, hat es verdient, auch aufzusteigen. Glück oder Unglück scheinen in dieser Variante weniger wichtig. Nur: haben es die zwei anderen Vereine, die Meister ihrer Klassen, weniger verdient? Haben sie nicht in den 38 Spielen zuvor gezeigt, dass sie aufsteigen sollten? Nein, Meister müssen aufsteigen. Und das hält dieses Modell ebenfalls nicht. Doch dieser Grundsatz muss die Maxime sein. Alle, und nicht ein paar Sieger eines marketingkonformen Turniers des Verbandes, das außerdem die Diskussion über eine Mehrbelastung der Drittligisten („vier weitere Spiele sind wirklich zu viel“ (siehe Punkt 1)) ad absurdum führt. Und was geschieht eigentlich mit dem Tabellenzweiten aus dem Mitgliederstarken Südwesten?

4. Die Regionalliga wird auf 3 Staffeln reduziert. Alle Meister steigen auf.

„11Freunde“ brachte diesen Vorschlag vor wenigen Wochen ins Rennen – und fand schnell breite Unterstützung. Wohl auch, weil alle unbedingt wollen, dass etwas geändert wird. Die 3-Säulen-Struktur geriet aber auch in die Kritik. Weil die Aufteilung, ganz besonders im Nord und Nordosten, schwierig zu realisieren ist. Vereine von der Insolvenz bedroht werden könnten. Kleine Vereine vielleicht den Auflagen nicht Folge leisten könnten. Immerhin würden so alle Meister aufsteigen, aber in ihrer Anzahl nicht mehr als zuvor. Stattdessen müssten die Meister der Oberligen noch mehr Ausscheidungsspiele machen (noch mehr als ohnehin schon, siehe Bremen-Hamburg-SchleswigHolstein). Besonders interessant sind jedoch die Play-Off-Gedanken in der 3. Liga, Aufstiegsspiele aller Zweitplatzierte, um die Regionalligen länger spannend zu halten und, Achtung, die Ausklammerung der als unattraktiv geltenden U23-Teams. Als Option wurde in diesem Zuge übrigens auch eine Aufsplittung in vier Regionalligen vorgestellt. Das alles, also eine Neuaufteilung der Ligenstruktur, ist laut des DFB aber erst nach dem Bundestag 2019 möglich und nur mit einer Zweidrittelmehrheit durchsetzbar. Derzeit scheint der DFB auch keine Sondertagung zu planen.

Was wirklich zählt

Klar ist, die Regionalligareform bietet zahlreiche Möglichkeiten. Leider. Denn es kann richtig gut, oder auch standesgemäß in den Sand gesetzt werden. Immerhin scheint sich der DFB nicht länger den Vereinen zu verschließen. Gut so. Umso wichtiger ist es, dass sich jeder Fan eine, seine Meinung bildet, im Stadion mit dem Nachbar diskutiert und die Diskussion am Laufen hält. Damit nie wieder ein Pfostenschuss für den SV Meppen oder jeden anderen Verein entscheiden muss.

Werbung

Love like a bomb

Fünf Spiele in der dritten Liga. Bis zu Saisonbeginn dachten wir, dass spätestens jetzt, genau zu diesem Zeitpunkt, die Krise längst Meppen erreicht hätte. Es ist ganz anders gekommen.

Es war im letzten Winter, da standen wir, innerlich zerrissen zwischen glücksbesoffen und, nun ja, einfach nur besoffen, an der Theke. Und neben uns Thilo Leugers. Keine Einbildung, er stand dort wirklich, und wir sprachen über Fußball – und den SV Meppen. Es war vielleicht nach dem 5:0 gegen Eichede, oder dem 3:1 gegen Lupo-Martini Wolfsburg. So ganz genau, wissen wir es nicht mehr. Was wir aber noch wissen, sind die Sätze, die wir sagten. Dass es endlich wieder Spaß macht, den SV Meppen zu sehen. Dass die Truppe so wirkt, als hätte sie auch selbst Spaß daran. Und dass es egal sei, ob sie aufsteigen würden. Hauptsache dieser Fußball bliebe.

Das Flirren in der Stadt

»Wisst ihr was?«, sagte Leugers, »genau das ist unser Ziel. Dass die Menschen sich wieder freuen, uns spielen zu sehen.« Und damit nahm der ganze Wahnsinn seinen Lauf.

Die Herbstmeisterschaft. Das 2:1 gegen den VfB Lübeck, nachdem eigentlich schon allen klar war, dass es genau das jetzt war. Dass dieser SV Meppen es einfach verdient hatte, es wenigstens zu versuchen. Die Relegation. Das Flirren in der Stadt in den Tagen bevor endlich angepfiffen wurde. 2.000 Meppener in Mannheim. Dramatische 90 Minuten. Und als schon hier kaum noch denkbar war, dass womöglich und sofort ein noch größerer Höhepunkt warte, da fanden wir uns schon im Elfmeterschießen wieder.

Die Nacht, die darauf folgte, war der Sommer, den Meppen nie hatte.

Schon am nächsten Tag war klar, dass es jetzt, hier in der 3. Liga, alles anders werden müsste. Diese ganzen Auflagen und Tribünenpläne. Und die Jugendarbeit. Und die mangelnde Infrastruktur sowieso. Wer sich umhörte, der hätte denken können, dass ein Großteil der Spieler sowieso aussortiert gehört.

Teil dieser Masse sein

Und jetzt stehen wir hier, nach fünf Spieltagen, sind Zehnter und wissen nicht, welcher Moment die irrste Gänsehaut hervorrief. Überhaupt, der Start gegen Würzburg, der nahezu perfekte Start, unterbrochen nur von wenigen nachlässigen Minuten. Oder als tausende Emsländer in Münster einbrachen. Ist doch egal, das Ergebnis, alles was zählte, war nur das Gefühl. War es die Gier, gegen Magdeburg endlich etwas zu bewegen. Nein, es war ganz sicher dieses Traumtor gegen Rostock. Als wir mit 300 Fans im Block standen gegenüber einer Masse aus Rostock, die nicht wusste wie ihnen geschah. Wir wollten nur zur Mannschaft, ein Teil dieser wunderschönen Jubeltraube sein. Und irgendwie waren wir das.

Oasis hätte davon gesungen, wie sehr du uns anmachst, SVM, dass die Liebe wie eine Bombe ist, die unsere Köpfe sprengt. Aber wir, wir konnten nur brüllend die Treppen hinunterlaufen.

Was zählt sind die Erlebnisse

Aber das war noch nicht das Ende. Am letzten Freitag spielte genau diese Mannschaft den vielleicht besten Fußball, den das Emslandstadion seit langer Zeit gesehen hat. Nicht spektakulär, sondern abgeklärt. Selbstverständlich. In Meppen herrscht keine Krise, ganz im Gegenteil. Und das liegt nicht an den Ergebnissen, nein, es liegt an den Erlebnissen.

Was auch immer die Trainer mit diesen Spielern gemacht hat oder die Mannschaft mit sich selbst. Sie ist wieder das gleiche Kollektiv. Wenn sich der Spielertunnel öffnet, dann spüren wir keine Angst. Nur das Bewusstsein, dass sich jeder für jeden zerreißen wird. Vielleicht gibt es heute keinen guten Fußball, keine Siege, aber jeder Auftritt ist ein Liebeslied.

Der SV Meppen hat sich nicht verraten. Er hat einfach damit weitergemacht, den Menschen Freude beim Fußball zu bereiten. Das wird nicht immer reichen. Damit wird es auch mal richtig auf die Fresse geben. Bestimmt 500 wollen das auch wieder am Freitag sehen. Und die Hölle wird sich öffnen, wenn Osnabrück kommt. Schon nach fünf Spielen ist klar, dass das egal sein wird. Wenn die Mannschaft weiterhin so auftritt, dann gibt es nichts zu mäkeln, nur den Moment mitzunehmen. Denn in dieser Art wird der SV Meppen auch in der nächsten Saison wieder 3. Liga spielen. Kleine Stadt, starkes Team eben.

Neue Helden

Wer ins Stadion kommt, der kann spüren, wie die alten Legenden ein bisschen verblassen. Zumindest in den Hintergrund rücken. Denn es gibt jetzt neue Helden, die unsere Köpfe sprengen.

T.A. 
(Foto: Nikita Teryoshin / 11FREUNDE)

Kleine Stadt, starkes Team

Zweiter Sieg in Folge, eine dominante Vorstellung gegen einen voraussichtlichen Kontrahenten im Abstiegskampf – der SVM scheint endgültig in der 3. Liga angekommen. Trotz idealem Spielverlauf und schwachem Gegner – die Art und Weise, wie die Blau-Weißen den FSV dominierten, beeindruckte.

Keine Frage – ein Strafstoß und der damit verbundene Führungstreffer nach nicht einmal zwei Minuten dürften in jedem Trainer-Matchplan ganz oben auf der Wunschliste stehen. Erst recht gegen einen Gegner, der aus den ersten vier Spielen kümmerliche zwei Punkte holte und lediglich zwei Tore schoss – durch einen Elfmeter und einen Freistoß. Der Zwickauer Mannschaft, durchaus gespickt mit bekannten Namen, die einiges an Zweitligaerfahrung aufweisen, war die Verunsicherung extrem anzumerken. Fehlpässe ins Nichts und zahlreiche planlos nach vorn geschlagene Bälle machten es der Meppener Hintermannschaft um die erneut souveränen Marcel Gebers und Jovan Vidovic nicht schwer, das letzte Drittel des Spielfeldes erfolgreich zu verteidigen.

Souverän, dominant, eiskalt

Die Harmlosigkeit der Gäste soll die Leistung unserer Mannschaft in keiner Weise schmälern. Denn anstatt sich auf der Führung auszuruhen, suchte der SVM weiterhin den Weg nach vorne und kam immer wieder zu gefährlichen Situationen. Martin Wagner hätte eigentlich schon das 2:0 machen müssen, doch stattdessen sorgte die anschließende Ecke für den nächsten Treffer. Während im Gästeblock unnötigerweise die Fäuste zwischen Ordnungsdienst und Zwickau-Anhängern flogen, versenkte Benni Girth eine perfekte Flanke von David Vrzogic per Kopf im langen Eck. 1:0 in Minute 2, 2:0 in Minute 45 – wenn es Tore zum richtigen Zeitpunkt gibt, gehören diese wohl unzweifelhaft dazu.

Der zweite Abschnitt plätscherte eine halbe Stunde lang irgendwie vor sich her – und das ist ein klares Kompliment für die Mannschaft. Zwickaus Doppelwechsel brachte keinen Ertrag, Erik Domaschke erlebte im Tor weiterhin einen ruhigen und erholsamen Abend, während Meppen die Uhr clever runterspielte. Und dann zuschlug, wenn sich die Möglichkeit bot. Wie in der 75. Minute, als Nico Granatowski aufdrehte, Girth im richtigen Moment bediente und dieser die Kugel eiskalt in den Winkel schweißte. Schluss, Aus, Feierabend. Dass die zwei Joker Haris Hyseni mit seiner feinen Vorarbeit und Max Kremer mit seinem Flugkopfball zum 4:0 in der Nachspielzeit noch einmal Eigenwerbung betrieben, passte schließlich in das Bild eines echten Festtages im Emslandstadion.

Eine schöne Momentaufnahme

Sieben Punkte nach fünf Spielen, Platz zehn. So schnell kann’s gehen, der Saisonstart kann nun endgültig als „gelungen“ abgehakt werden. Fünf Teams warten noch immer auf den ersten Saisonsieg, in Karlsruhe wird bereits der Trainer gekickt – wir tun gut daran, diese Momentaufnahme erst einmal zu genießen. Angesichts des schwachen Gegners muss das Ergebnis aber auch dementsprechend richtig eingeordnet werden. Trainerteam und Mannschaft werden das mit Sicherheit tun, die Zuschauer hoffentlich ebenfalls. Es ist in jedem Fall ein unschätzbarer Vorteil, nun ohne Druck die schweren Spiele in Paderborn und gegen Aalen angehen zu dürfen.
Trainer Christian Neidhart, angesprochen auf das Meppener Erfolgsrezept, hatte bereits die perfekte Überschrift für den Start in Liga 3: „Kleine Stadt, starkes Team“. Das können wir so nur unterschreiben.

Zum Abschluss noch kurz und knapp ein paar Sätze zu bestimmten Personalien:

Ballmert: Als Rechtsverteidiger gefühlt ein komplett neuer Spieler, als zu Saisonbeginn im defensiven Mittelfeld. In Rostock glänzte er bereits, gegen Zwickau bestätigte er den Eindruck. Pferdelunge und irrsinnig zweikampfstark, der mangelnde Spielaufbau der ersten Einsätze fällt weniger ins Gewicht.

Jesgarzewski: Des einen Freud‘ ist des anderen Leid. Drei Jahre war er als Rechtsverteidiger im Prinzip DIE Konstante im Team, hat so gut wie keine Minute verpasst. Nun reichte es nicht mal mehr für die Ersatzbank – auch weil Senninger im Gegensatz zu Janik in die U23-Regelung fällt und seinen Kaderplatz dadurch relativ sicher hat. Das ist vermutlich eine sehr bittere Situation, die – davon bin ich überzeugt – aber nochmal mehr anspornen wird.

Girth: Was soll man noch sagen? Fünf Tore in fünf Spielen, alle 55 Minuten ein Treffer. Erster in der Torschützenliste. Gefühlt ist er noch agiler, noch beweglicher als vor seinem Mittelfußbruch vor drei Monaten. Vielleicht ganz gut, dass er „schon“ 25 ist, der ein oder andere höherklassige Verein wird die Entwicklung aber sicherlich interessiert verfolgen.

Domaschke: Es war ein ruhiger Abend, aber eine weiße Weste ist für einen Torhüter immer Balsam für die Seele. Sollte weiterhin Selbstvertrauen geben – am Freitag dürfte er gegen die beste Offensive der Liga häufiger gefordert werden.

H.N.

(Foto: Nikita Teryoshin/11Freunde)

Der SVM ist wieder da!

Kämpferisch stark, sonst mit zweifelhafter Leistung und zurück blieb nur Emotion, denn: der SVM hat den ersten Sieg der 3.-Liga-Historie eingefahren!

Ein bisschen Salzluft in der Nase, die Möwen über dem Ostseestadion und, na klar, ein Pils in der Hand. Das war es dann aber auch am Samstag in Rostock mit Urlaubsstimmung. Ab der ersten Minute war klar: Für den 2:1-Sieg gegen die Hansekogge musste der SVM alles aus sich herausholen.

Die Spiele gegen Münster und Magdeburg aus der Vorwoche waren noch in den Beinen. Entsprechend stellte Christian Neidhart erneut um. Der erste Gedanke: Mann, wie soll sich da eine Mannschaft finden?! Auffällig: Markus Ballmert, bisher als passunsicheres Kampfschwein aufgefallen, durfte sich auf der rechten Abwehrseite probieren. Martin Wagner musste links ran. Und Patrick Posipal durfte trotz Leugers-Rückkehr in der Startelf bleiben.

Experiment gescheitert

Neidhart wollte mit dem, unsere Geometrieabteilung hat nachgezeichnet, Dreieck im Mittelfeld die starke Rostock-Offensive in den Griff bekommen. Puttkammer begann als Ausputzer, wie es der Fußball noch nannte, als Mike Werners Frisur noch allein Spiele gewinnen konnte. Davor Posipal und Leugers. Das erinnert kurzzeitig an eine Symbiose von Fünfer- und Viererkette. Immer dann, wenn Puttkammer noch einen Schritt zurückging und zwischen Gebers und Vidovic das Spiel aufbaute.

Ein Experiment, das gnadenlos danebenging. Rostock hatte in den Anfangsminuten zu viel Platz. Neidhart korrigierte fix.
Danach entwickelte sich ein höhepunktarmes Spiel mit leichten Vorteilen für die Kogge. Einziger Lichtblick: die ca 350 mitgereisten Fans, die im Gästeblock alles gaben. SVM allez und …

Wow, was war denn da gerade passiert?! Wieso liegt Granatowski da auf dem Boden? Und wer sieht jetzt Rot? Die Szene, die das ganze Spiel fortan bestimmen würde. Granatowski hatte Bischoff gehalten, der revanchierte sich mit seinem Ellbogen. Tätlichkeit. Klarere Angelegenheit als jeder Doppelkorn morgens um 5 im Mikes. Schönen Nachmittag noch.

Das muss es jetzt sein? Denkste.

Während sich Rostock in die Pause rettete, hatte der SVM große Probleme das Spiel zu bestimmen, zu ordnen und für geplante Offensivaktionen zu sorgen.

Zu wenig Entlastung

Und auch nach dem 1:0 von Benni Girth, hervorragend auf der rechten Seite von Ballmert herausgespielt, stellte sich keine Ruhe ein – sondern nur Marcel Ziemer bei Rostock in den Sturm. Würde nicht verwundern, wenn der Junge bald eine Anzeige wegen Nötigung bekäme, so oft nutzte der seine Hände. Trotzdem: das 1:1 machte er nett weg.

Dem SVM hatte es an entlastenden Angriffen gefehlt, Kontersituationen. Dass auf der Gegenseite einer fehlt, war nicht zu spüren.

Immerhin: die Einstellung stimmte. Wie viel damit allein zu holen ist, können uns Münster und Magdeburg erzählen. Es brauchte also diese eine Situation, einen Geniestreich, ach was, irgendwas! Und als keiner mehr dran glaubte, fasste sich Granatowski ein Herz und: 2:1!

Mit Jubel beschäftigt

Menschen, die Schuster heißen, haben ja zumeist Schuhmacher im Familienbaum. Und Müllers Ahnen arbeiteten in der Mühle. Seit heute steht fest: Granatowskis Vorfahren waren für die Geschosse zuständig.

„DER SVM IST WIEDER DA!“, schallte es durchs Ostseestadion. Und während uns Rostock-Fans in Foren und Kommentarspalten die Pest an den Hals wünschten, waren wir noch mit Jubeln beschäftigt. Auf drei Punkte wollen wir wie immer noch einmal eingehen.

Markus Ballmert: der Neuzugang war nach den ersten Spielen oft gescholten worden. In Rostock zeigte der Junge, was in ihm steckt. Unfassbar zweikampfstark, das hatte sich angedeutet, und auf der rechten Seite auch mit weniger Passfehlern. Wie er die Diagonalpässe an der gegnerischen Eckfahne aus der Luft holte, glich schon einem Gemälde. In dieser Verfassung dürfte er noch Goldwert werden.

Glattrot: Zur Halbzeit war der Platzverweis natürlich Thema. Rostocks Christopher Quiring wurde befragt, was er von der Entscheidung halte: „Klare Rote Karte!“ – Reporter: „Äh.. damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.“ – alles zu diesem Thema war damit gesagt.

Ja gut äh: Auch wenn der Sieg süß schmeckt, spielerisch war das eher enttäuschend. Durch Kampf ins Spiel, das ist in diesem Jahr nunmal die Devise. Kein Problem. Wenn sich der Gegner aber wie heute entscheidet, tief zu stehen, dann hat die Mannschaft noch ihre Schwierigkeiten. Kann auch noch passieren, keine Frage. Aber dann sollten wenigstens die Konter ordentlich ausgespielt werden.

Neidhart und Co. wird in den kommenden zwei Wochen also noch nicht langweilig werden. Kommende Woche ist, aufgrund des DFB-Pokals, spielfrei. Am darauffolgenden Freitag gehts zuhause gegen Zwickau weiter. Der Trend darf fortgesetzt werden.

T.A.

Zurück zum Sport

Endlich wieder Fußball! Trotz einer kämpferisch starken Leistung verlor der SV Meppen unglücklich mit 1:2 gegen den 1. FC Magdeburg. Wieder hat sich gezeigt, dass ein kurzer Augenblick der Unaufmerksamkeit genügt, um am Ende ohne Punkte darzustehen.

Im Vorfeld herrschte durchaus Aufregung, weil sich DFB-Präsident Reinhard Grindel, der am Mittwoch in Meppen zu Gast war, zu unserem Text Stellung bezog. Das kam für unseren jungen Blog überraschend, nicht weniger haben wir uns – natürlich – darüber gefreut, die Aufmerksamkeit des Präsidenten zu gewinnen. Viele offene Briefe hatte der DFB-Präsident in letzter Zeit nicht beantwortet. Wir hoffen, er findet auch dafür demnächst Gelegenheit.

Und auch wenn wir uns sehr ärgern, dass wir Grindels Besuch im November 2012 vergessen hatten, konnten wir mit seiner Antwort gut leben. In der Sache, also rund um eine mögliche Regionalliga-Reform, bleiben wir trotzdem anderer Ansicht. Dass sich Herr Grindel bisher gegen eine Reform aussprach und nun davon spricht, dass „wir dieses Thema während der Saison noch einmal in aller Offenheit und ergebnisoffen diskutieren“, ist aus unserer Sicht aller Ehren wert. Damit soll’s das sein.

Jetzt schnell auf den Platz, denn im Mittelpunkt soll und muss immer die Mannschaft stehen. Top motiviert nach dem 0:3 in Münster folgte schon nach vier Minuten der nächste Schlag in die Magengrube – Elfmeter gegen den SVM. Andreas Ludwig verwandelte sicher. Schwer erklärbar, was Posipal bei seinem Rückpass da geritten hat. Fehlende Spielpraxis? Man weiß es nicht.

Wie sich das Team von diesem Nackenschlag dann aber erholt hat, das hätten wir wirklich nicht erwartet. Die Minuten 5 bis 35 waren zweifelsohne die besten Drittligaminuten, die der SVM bisher geboten hat. Wir haben gesehen, dass diese Truppe mit einem Gegner in dieser Liga nicht nur spielerisch mithalten, sondern ihn auch dominieren kann. Im Minutentakt kam der SVM zu Chancen, doch die hohe Intensität wurde zunächst leider nicht belohnt. Kleinsorge wurde geblockt, eine Granatowski-Granate zur Ecke abgewehrt und Girth scheiterte nach toller Kombination über Posipal und Kleinsorge am zugegebenermaßen fantastisch reagierenden Glinker im Gäste-Tor. Schließlich war es eine Ecke, die Girth zum hochverdienten Ausgleich ins Tor stochern konnte. Wagner verpasste kurz danach gar das 2:1.

Was jedoch zu befürchten war, trat dann nach dem Seitenwechsel ein. Dem unglaublichen Einsatz im ersten Abschnitt musste die Mannschaft spürbar Tribut zollen. Nach vorne war es zwar weiterhin leicht besser als gegen Würzburg und in Münster, doch im Defensivverbund taten sich immer häufiger Lücken auf. So kam Magdeburg zu mehreren Hochkarätern, ehe Niemeyer den Ball aus kurzer Distanz über die Linie drückte. Doch auch das Tor wirkte leider irgendwie vermeidbar, auch in der Wiederholung fragen wir uns noch immer, warum sich Puttkammer so leicht aus seiner Abwehrposition herauslocken lässt und ob Domaschke richtig steht.

Dennoch hätte es beinahe noch unseren erneuten Lucky Punch gegeben, aber leider trafen weder Kremer noch Granatowski kurz vor Schluss die Kugel richtig. So rutschen wir am dritten Spieltag erstmals auf einen Abstiegsplatz ab – doch die phasenweise abgerufene Leistung sollte weiterhin optimistisch machen.

Wie schon in Münster wollen wir noch auf drei Punkte genauer eingehen:

Girth: Hätte uns vor zweieinhalb Monaten jemand gesagt, dass er am dritten Spieltag wieder in der Startelf steht – wir hätten ihn wohl für verrückt erklärt. Und Girth hat gestern mal wieder eindrucksvoll bewiesen, wie unglaublich wichtig er für unser Spiel ist. Selbst gegen die baumlangen Magdeburger Verteidiger gewann er immer wieder Kopfballduelle, machte die Bälle exzellent fest und sorgte grundsätzlich einfach für eine Menge Wirbel. So eine Chance wie die frei vor Glinker macht er normalerweise im Schlaf, aber wie er gedankenschnell beim Tor reagiert ist ebenfalls verdammt stark. Dass unser Spiel statischer, schwächer und harmloser wird, sobald bei ihm die Kräfte schwinden, war im zweiten Durchgang sehr gut zu erkennen.

Domaschke: Nein, wir halten eine Torwartdiskussion für absolut unangebracht zum jetzigen Zeitpunkt. Doch die ultimative Sicherheit strahlt der Neuzugang in seinen bisherigen Einsätzen noch nicht aus. Vielleicht kommt das mit mehr Spielpraxis, denn im letzten Jahr hat er ja quasi gar nicht gespielt. Beim 1:2 steht er eventuell einen Tick zu weit vor dem Tor. Die Abschläge sind super – doch ansonsten wirkt das mit dem Ball am Fuß häufig nicht so souverän.

Jesgarzewski: Im Prinzip ein Paradebeispiel dafür, dass sich der ein oder andere erst einmal an die neue Liga gewöhnen muss, sollte er dort noch keinerlei Erfahrung haben. Wirkte in den ersten beiden Partien immer mal wieder unsicher und ließ sich beispielsweise in Münster einige Male von Grimaldi viel zu einfach abkochen. Diesmal für unsere Begriffe aber mit einer grundsoliden und völlig unaufgeregten Leistung, die darauf hoffen lässt, dass er sich vielleicht doch noch schneller als erwartet in der neuen Klasse akklimatisiert.

H.N.

Sehr geehrter Herr Grindel,…

Sehr geehrter Herr Grindel,

Sie kommen heute ins Emslandstadion, das hat der Verein vor ein paar Tagen verkündet und, so scheint es mir, ist er auf Ihren ranghohen Besuch auch ein bisschen stolz. Na klar, der Präsident des mitgliedergrößten Verbandes der Welt gibt sich im kleinen Meppen, Emsland die Ehre. Da darf Ihre Unterschrift im Goldenen Buch der Stadt natürlich nicht fehlen. Schreiben Sie also bitte deutlich. Nur damit wir davon auch unseren Enkeln noch erzählen können.

Vor Ihnen, zumindest wenn nichts dazwischengekommen ist, müssten übrigens die Unterschriften der Spieler stehen, die vor ein paar Wochen aufgestiegen sind. Mirco Born, Benni Girth, Thilo Leugners. Sie kennen die Namen wahrscheinlich nicht. Weil Sie als DFB-Präsident recht beschäftigt sind. Sie müssen Hände in China schütteln, und in Russland und von vielen Klubbossen und Landesfunktionären. Wer soll sich da alle Namen merken?

Vielleicht würden Sie trotzdem jemanden kennen, wenn Sie schon einmal in Meppen gewesen wären. Das ist in den letzten Jahren nur nie passiert. Gut, könnten Sie sagen, solange sind Sie ja noch gar nicht dabei. Da waren ja noch der Niersbach und der Zwanziger zuständig. Und die hatten genug mit Weltmeisterschaften und Freshfields-Untersuchungsberichten zu tun. Da blieb keine Zeit für Meppen.

Dass sie die Reise ausgerechnet an einem Mittwochabend antreten, ist bemerkenswert. Das hat Vorbildcharakter für die erwarteten 1.000 Magdeburger, die sich – vermutlich parallel zu Ihnen – einen halben oder ganzen Urlaubstag nehmen mussten, um beim Spiel zu sein. Zwei Gruppen mit den gleichen Problemen schauen zusammen ein Fußballspiel. Nicht ein Champions-League-Finale zusammen vor dem Fernseher. Sondern im Stadion. In der 3. Liga. Das schafft Zusammenhalt. Das baut Glaubwürdigkeit auf. Das sieht gut aus.

Ihnen sind die Amateurvereine also wirklich wichtig? Wir begrüßen das. Und weil es in den letzten Jahren nie ein DFB-Vertreter ins Emslandstadion geschafft hat, wollen wir die Gelegenheit nutzen, und von unseren Problemen erzählen. Denn Sie sollten sich darauf einstellen, dass Ihnen am Mittwoch ein lautes „Fußballmafia DFB“ entgegenschallen wird. Und da ist es nur fair, wenn sie ahnen, woran das liegt.

Zurzeit sind unsere Leute im Block ziemlich laut, denn es herrscht eine Rieseneuphorie! Und Sie, also eigentlich so quasi, aber mindestens ein bisschen, der Grund dafür. Denn wir haben in der Relegation gewonnen. Im Elfmeterschießen. Und alle Fans stürmten auf den Platz und freuten sich, wie sonst nur, wenn es hier im Dorf nebenan einen neuen Schützenkönig gibt.

Endlich raus aus der Regionalliga. Hinter uns liegt ein Parforceritt mit glücklichem Ende. Wer in zwei so knappen Spielen der Gewinner ist, den trägt die Euphoriewelle mindestens an den den Rand des dritten Spieltags. Wahrscheinlich aber noch weiter.

Sie sagen, dass es keine Alternative zur fünfgleisigen Regionalliga gibt. Viele von uns sind anderer Meinung. Weil es aus unserer Sicht einfach wäre, eine viergleisige Liga zu installieren, sodass jeder Meister das verdiente Recht genießen dürfte aufzusteigen. Indem man ein wenig an den Grenzen tüftelt oder die zweiten Mannschaften vom Wettbewerb ausschließt. Sie wollen das nicht. Stattdessen spielt Waldhof Mannheim nicht in der 3. Liga, sondern gegen die chinesische U20.

Und wenn Ihrem Verband doch klar wird, dass eine Neustrukturierung Sinn ergäbe, dann verweist Ihr Verband darauf, dass die Landesverbände an allem Schuld seien. 

Uns ist das zu einfach.

Sie glauben, dass eine größere Regionalliga für viele Mannschaften finanziell nicht zu bewältigen wäre. Gleichzeitig veröffentlicht die Sportschau eine Recherche zum Grundlagenvertrag zwischen DFB und DFL, demnach abgeschlossen hinter dem Rücken vieler Funktionäre, und zugunsten der Vereine der DFL. Vielleicht wäre es Ihre Aufgabe, dieses fehlende Geld, die Millionen im Minus ihres Rechenschaftsberichts einzutreiben. Um es den darbenden Regionalligisten zukommen zu lassen.

Ihr Kollege Rainer Koch sagt, die Regionalliga sei „die Champions League der Amateure“. Aber unter uns: Wer möchte als Amateur abgestempelt werden, der seine gesamte Freizeit, sein Privatleben, seine Zukunftschancen und sein Herzblut diesem Sport unterwirft? Ganz genau, niemand. Und so wächst das Gefühl, dass der DFB sich von der Basis, und – so deutlich müssen wir hier mal sein – die Regionalliga in den Augen eines Kreisligisten nun alles andere als die Basis, sehr weit entfernt hätte.

Umso schöner, dass Sie also nach Meppen kommen. Wir können Sie nur bitten, dass Sie mit zwei offenen Ohren anreisen. Denn wir sind der festen Überzeugung, dass unsere Vereinsvertreter Ihnen noch viele weitere Beispiele aufzählen können, über die ein kleiner Verein, der im großen Zirkus des DFB unbedingt mitspielen will, stolpert. Und es wäre gut, wenn Sie nicht nur abnickend durch das Stadion gehen würde. Es wäre noch besser, wenn Sie nicht nur unserem Verein kleine Zugeständnisse machen würden. Es wäre am besten, wenn Sie anschließend einmal über die Gesamtlage nachdenken würden. Ob das alles so seinen Sinn ergibt. Oder ob der DFB, Sie als Präsident und auch Ihre Vertreter, sich nicht wieder öfter Zeit für die Vereine der dritten und Regionalliga nehmen sollten.

Wir haben wirklich lange auf einen Besuch gewartet.

 

T.A. 

(Screenshot: twitter.com/livetickercom)

Lehrgeld

Über 1500 Meppener in Münster, vernünftiges Wetter und gute 45 Minuten vom SVM. Es hätte ein rundum fantastischer Samstag werden können. Doch leider haben uns die Preußen im zweiten Durchgang gnadenlos aufgezeigt, wo die Unterschiede zwischen dritter und vierter Liga sind.

45 Minuten lang war die Partie völlig ausgeglichen. Wie gegen Würzburg kämpfte der SVM stark, Münster schien angesichts der robusten Gangart durchaus Respekt zu haben. In jedem Fall überließen die Preußen den Meppenern viel Ballbesitz. Und zumindest bis zur 30. Minute hatte der SVM auch die besseren Chancen.

Lethargie nach der Pause

Doch wie schon in der Vorwoche: Nach der Pause herrschte plötzlich ein Bruch im Meppener Spiel. Ein langer Ball aus der Abwehr reichte aus, um in Rückstand zu geraten – weil Gebers, der in der ersten Hälfte ähnlich stark aufspielte wie gegen Würzburg – gegen Grimaldi mies stand. Münsters Torjäger ist dann aber natürlich auch eiskalt – zweifelsohne einer der stärksten Stürmer der Liga. Kann man nicht immer verteidigen – in dem Fall aber wohl schon.

Nach vorne ging danach leider wenig. Münster hatte wenig Mühe, unsere Angriffsbemühungen im Keim zu ersticken. Und gerade dann, wenn wir uns einmal vernünftig nach vorne kombinieren, setzt es den Konter zum 0:2. Eine schwache Jesgarzewski-Flanke, eine völlig misslungene Kremer-Annahme und ein aufgerückter Vidovic, der gelb vorbelastet den heranstürmenden Rizzi nicht legen darf, waren die Protagonisten – auch wenn Kobylanski das Ding dann natürlich auch besonders edel verwertet.

Ärgerliche Kartenflut und toller Support

Dass man sich dann das 0:3 noch fängt, weil die Abseitsfalle in Unterzahl nicht funktioniert, ist da schon fast geschenkt. Brutal abgezockt und effizient hat Münster uns die Grenzen aufgezeigt. Das kann passieren und es war auch klar, dass in der 3. Liga Spiele kommen, in denen es so läuft. Aber wichtig ist, daraus schnellstmöglich zu lernen. Drei Punkte sollen nochmal gesondert betrachtet werden.

Standards: Im ersten Durchgang hatten wir gerade in der Anfangsphase eine ganze Reihe von Freistößen aus dem Halbfeld und diverse Ecken. Sieben müssten es gewesen sein. Der Ertrag? Gleich Null. Mit Vidovic, Gebers, Hyseni und Puttkammer vorne muss da mehr bei rumkommen. Gerade als Aufsteiger sind Standards nunmal essentiell wichtig.

Gelbe Karten: 0:3 stand es zur Halbzeit. Münster hatte keine Karte bis dato gesehen, der SVM mit Kleinsorge, Vidovic und Leugers gleich drei. Ein übler Nachteil, wie das 0:2 beispielhaft gezeigt hat. Kleinsorges Verwarnung war ein taktisches Foul nach einer eigenen Ecke – passiert, musste er machen, auch kein Drama angesichts seiner Position. Aber die anderen beiden Verwarnungen waren völlig vermeidbar. Vidovic musste die Sense auspacken, weil Leugers einen üblen Fehlpass spielte. Und Leugers darf nicht in jedem Spiel nach spätestens 60 Minuten gelb-rot-gefährdet sein. Das war in beiden Relegationsspielen so, das war gegen Würzburg so und dass es dann jetzt mal in Münster mit dem Platzverweis endete, war mit Ansage. Er hat sich seine erste Karte ja auch abgeholt, weil er zuvor schon drei, vier Fouls begangen hatte. Und dann gibts die Karte für ein Foul in der gegnerischen Hälfte, in der keine Gefahr drohte. Unnötig wie ein Kropf – einfach wegbleiben. Dass Leugers bisher solche Probleme mit dem Tempo der Gegner hat, hätte ich so nicht erwartet. Gegen Magdeburg wird er enorm fehlen.

Support: Fantastisch. Über 1000 Blau-Weiße im Block, dazu noch mehrere Hundert auf der Tribüne. Das hat einfach ein tolles Bild abgegeben und dass die Mannschaft auch nach den Gegentoren weiter nach vorne gepeitscht wurde, war genau richtig. Weiter so, nur mit dem bedingungslosen Schulterschluss zwischen Team und Fans kann das was werden. Denn anders als in Oldenburg war das gestern definitiv keine Einstellungssache. Großartig auch die Wechselgesänge mit den Preußen-Fans gegen den DFB und Osnabrück. Und auch der Rest der Liga hat den bedingungslosen Support mit Staunen und Respekt aufgenommen (siehe Foto). Dass ein paar Idioten mal wieder schon auf der Zugfahrt negativ auffallen, weil sie meinen sich bis zur Bedingungslosigkeit besaufen zu müssen, war im letzten Jahr in Oldenburg schon hochnotpeinlich. Ihr könnt gerne auf jedes Schützenfest gehen, bei einer Auswärtsfahrt wollen wir uns nicht weiter für euch fremdschämen.
Bildschirmfoto 2017-07-30 um 16.58.27.png

H.N.

One-two-three

Preußen vs. Meppen in GIFs:

Das Gefühl am Münsteraner Hauptbahnhof:
giphy-1

Leugers‘ Gelbe Karte (35.): 
giphy

Wie wir erste Gegentor aufgenommen haben: 
giphy-4

Wie wir beim zweiten Gegentor reagiert haben: 
giphy-3

Wie lange wir auf Benni Girths Einwechslung warten mussten: 
giphy-2.gif

Die Gelb-Rote an Thilo: giphy-6.gif

Unsere Einstellung fürs Spiel am Mittwoch:
giphy-5.gif

Danke, Francky!

Francky Sembolo hat die Erwartungen an ihn nicht immer erfüllt – Zeit, ihm trotzdem dankbar zu sein

Als die Verantwortlichen im Winter einen Neuzugang vorstellen, war auch dem Letzten klar: der SV Meppen will es probieren. Francky Sembolo saß in der Geschäftsstelle an der Lathener Straße und unterschrieb seinen Vertrag. Ein zweiter – echter – Stürmer im Kader des Tabellenführers. Noch konnte niemand wissen, wie wichtig er noch werden würde.

Jetzt hat Francky seine Sachen gepackt. Angeblich waren es nicht allzu viele, ein Getriebener auf der Durchreise. Es geht zum BSV Rehden. Ein Verein aus der Regionalliga. Und dass das so ist, daran hat Sembolo entscheidenden Anteil.

Wenige Wochen vor den alles entscheidenden Relegationsspielen flog die niederschmetternde Nachricht herein, wie die vier Boten in Hiobs Haustür: Benjamin Girth hat im Training einen Mittelfußbruch erlitten. Null Hoffnung. Er werde gegen Waldhof Mannheim ausfallen. Und plötzlich lastete all der Druck auf Francky Sembolo. Bis hierhin mit beschaulicher Einsatzzeit und keinem einzigen Tor.

Gegen jede Widerstände. Gegen sich selbst

Der Kongolese hatte schon bessere Tage gesehen. Kam er doch mit der Empfehlung von 40 Zweitligaspielen und 75 Drittligaspielen zum SVM. Doch wenn man ihn in der Hänsch-Arena zum Übersteiger ansetzen sah, kam einem urplötzlich nur ein Ausspruch in den Sinn: those were these days…

Und trotzdem: Irgendwie bekamen Neidhart, Neumann und Vehring den Mann nochmal in Schuss. Allen war klar, dass Francky Sembolo den SV Meppen nicht allein in die 3. Liga schießen würde. Aber vielleicht könne er das Zünglein an der Waage sein? Das eine Prozent, das am Ende entscheidet, wer zu Boden sinkt und wer die Nacht durchfeiert.

Sembolo, er lieferte, wie nur jemand liefern kann, dessen ganzer Körper für jeden ersichtlich schon lässiger über den Platz schwebte. Sembolo kämpfte, rackerte, schmiss sich in jeden hohen Ball, den er vielleicht erreichen könnte. Gegen jede Widerstände. Gegen sich selbst. Sembolo wurde in beiden Spielen vor Ende der regulären Spielzeit ausgewechselt. Entkräftet, aber mit erhobenem Haupt. Er war, vielleicht, das Zünglein auf der Waage. Wer, außer ihm, hätte Benni Girth in dieser Situation besser ersetzen können?

Ehrenmann

Seine Getränke in der Aufstiegsnacht hatte er sich redlich verdient. Aufstiegsheld. Und trotzdem bestand er bei jeder zweiten Runde darauf: „Die geht auf mich!“ – Ehrenmann.

Jetzt ist Francky Sembolo weitergezogen. Zum BSV Rehden, der nur Regionalligist blieb, weil Sembolo aufstieg.

In den sozialen Netzwerken, im Fanforum, auch auf den Straßen und zwischen den Zeilen ist die Erleichterung, nein, der Spott klar ersichtlich. Gott sei Dank, sagen manche, ist der vom Gehaltszettel. Ob das so richtig ist? Jeder, der jetzt über ihn schreibt, sollte sich an die Schweißperlen auf der Stirn des Stürmers erinnern. Am Maiabend, als der SV Meppen in den Profifußball zurückkehrte.

Es scheint, als hätte der Aufstiegsheld erkannt, dass seine Zeit im Emsland abgelaufen ist. Er pocht nicht auf dem Geld, er ist sich mit dem Verein einig geworden. Zieht weiter. Ehrenmann. Nicht jeder ist mit ihm warm geworden. Mit seiner Geschwindigkeit. Mit seinem doppelten Übersteiger. Das ist jetzt egal. Denn jetzt ist der Moment, um ehrlich Danke zu sagen.

T.A.

(Foto: Screenshot youtube.com)

Nur eine Tendenz

Nachschau: Was im ersten Spiel schon richtig gut lief. Und was noch besser werden darf.

 

Was? Schon vorbei? – Tatsächlich, der erste Spieltag der 3. Liga ist aus Meppener Sicht schon wieder Geschichte. In neuen Trikots, im aufgehübschten Stadion und mit viel Vorfreude ist die Mannschaft gestern aus der Kabine gekommen. 90 Minuten und ein 2:2 später bleiben trotzdem nur erste Eindrücke. Tendenzen, was unerwartet gut funktioniert und welche Defizite der SVM möglichst bald abstellen sollte.

Coach Christian Neidhart scheint die Fortbildung zum Fußballlehrer jedenfalls zu nutzen – und auch direkt umzusetzen. Wie schon bei der Pokalpleite gegen den VfB Oldenburg formierte er im 3-4-3, was in der Defensivbewegung natürlich zum 5-4-1 wurde. In der Realität bedeutete das, dass mit Gebers (was für einen Sahnetag hat der gestern eigentlich erwischt?), Puttkammer und Vidovic drei echten Säulen die letzte Reihen dichthielten. Jesgarzewski und Wagner waren als Dauerläufer auf den Außen gefordert.

Und: der SV Meppen hatte in den ersten Minuten mehr vom Spiel. Einen langen Ball nahm Granatowski in der dritten Minute überragend im Lauf mit. Die erste Offensivaktion des Spiels hätte schon in einem Meppener Tor enden können, wenn er den in der Mitte mitgelaufenen Hyseni nicht völlig übersehen hätte.

Anschließend zeigte sich, dass der SVM für die 3. Liga zumindest im Bereich „Motivation“ nicht weiter zulegen muss. Das Meppener Spiel war ohne Pointe – völlig humorlos. Jede Würzburger Offensivaktion endete mit einem konsequenten Einschreiten. Oftmals aber auch mit Foulspielen. So kamen die Gäste nach einem Freistoß vom Sechzehnereck und nach einem Ballverlust Ballmerts zu ersten Gelegenheiten.

Über das Meppener Tor sollen an dieser Stelle nicht zu viele Worte verloren werden. Mal wieder zahlte es sich aus, dass Wagner bei Standards am zweiten Pfosten lauert. Zu diesem Zeitpunkt stand der SV Meppen auf dem zweiten Tabellenplatz. Der Schiedsrichter hätte gerne abpfeifen und der DFB die Saison für beendet erklären können. Aber nun gut, so würden uns auch ja auch die zwei Derby gegen die verbotene Stadt entgehen.

Viel interessanter war hingegen die Entwicklung des Spiels nach dem ersten Tor. Der SVM staffelte tief, verteidigte aber sauber, sodass Domascke – der das Rennen um die neue Nummer Eins erwartungsgemäß gewonnen zu haben scheint – nur selten gefordert war. Trotzdem: Würzburg hatte erstmals Zeit und Ruhe den Ball laufen zu lassen. Rund um die 40. Minute kam der SVM überhaupt nicht mehr an den Ball, stand zwar weiter gut im Raum, aber ohne Chance überhaupt in die Zweikämpfe zu kommen. Leugers, Ballmert und Co. liefen schlichtweg hinterher. Würzburg passte den Ball zwar ins Torlinienaus, aber die Befürchtungen bestätigten kurz nach dem Wiederanpfiff.

Aus zwei Situationen, in denen die Mannschaft kollektiv nicht auf dem Platz stand und müde wirkte, machte Würzburg sofort zwei Tore. Doppelschlag. 1:2. Schönen Abend noch.

Denkste! Stattdessen kam Meppen noch einmal zurück. Auch, weil Neidhart und Mannschaft es schafften gleich zweimal die taktische Grundformation zu ändern und es wurde einem wohlig warm ums Herz, als die altbekannte Viererkette auf dem Platz stand. Zumal Vrzogic auf der Außenbahn sich ordentlich für weitere Einsätze empfahl.

Dass ausgerechnet Benny Girth den – am Ende verdienten – Ausgleich schoss und das in einer Manier, für die es sonst meist Millionenstürmer braucht, hat den ersten Auftritt in Liga 3 perfekt abgerundet. Spieler und Trainer können stolz auf das Ergebnis sein.

Bewerten lässt sich die Leistung hingegen nur schwer. Es waren eben nur die ersten 90 Minuten. Erste Tendenzen lassen sich trotzdem ableiten.

Thema Dreierkette: Was dem Bauer nicht kennt, das schmeckt ihm nicht. Im Stadion war die Begeisterung um die erneute Dreier-/Fünferkette jedenfalls nicht allzu groß. Dabei hat das System schon sehr ordentlich funktioniert. Gebers, Puttkammer und Vidovic bilden eine echte Wand, an der sich noch einige Gegner die Zähne ausbeißen werden. Unmut erzeugte die fehlende Offensivkraft, die sich erst nach der Umstellung andeutete. Das liegt jedoch weniger an der Dreierkette, sondern einem mangelhaften Umschaltspiel. Granatowski und Kleinsorge hingen über weite Teile in der Luft. Wagner und Jesgarzewski, die in diesem System die anspruchsvollsten Positionen bekleiden, waren zu sehr mit ihren Defensivaufgaben beschäftigt. Vrzogic könnte zu einer guten Alternative werden. Denn nur wenn sich das Spiel über die Außen etabliert, wird der SVM mit diesem System auch Spiele gewinnen. Mut macht es, dass die Mannschaft immer in der Lage scheint, das System ohne Bruch zu wechseln.

Thema Ballmert: Auch der Neuzugang musste nach dem Spiel ordentlich Kritik einstecken. Aufgrund vieler Fehlpässe und Unaufmerksamkeiten sicherlich nicht ganz unberechtigt. Trotzdem hat er in der Vorbereitung und auch gestern tolle Anlagen aufblitzen lassen. Es gilt, ihm ein wenig Zeit zu schenken. Seine Zweikampfstärke könnte ihn noch zu einem echten Schlüsselspieler werden lassen.

Thema Bratwurst: Freunde, was ist denn hier los?! Wenn nicht bald wieder Krakauer (mit viel Senf) und die gute alte Frika angeboten werden, schmeißen wir den Grill selber an!

Am Samstag um 14 Uhr geht es bei Preußen Münster weiter. Wir freuen uns drauf, denn diese Mannschaft macht definitiv Lust auf mehr!

T.A.